23.10.2015 - 20:00 Uhr
Der Pfeil am Indus – Unsere Reise nach Dha (in deutscher Sprache)

IT 2015, 66 Min.
Regie: Patrick Kofler
Inspiriert von den Bildern in Paolo Mariottis Buch "I Dardi Buddhisti", reiste ich im Herbst 2007 zum ersten Mal in die Provinz Ladakh im indischen Staat Jammu und Kashmir. Der ehemalige Fotojournalist Mariotti aus Bozen hatte das Siedlungsgebiet der buddhistischen Darden an der Grenze zwischen Indien und Pakistan in den 1990er Jahren bereist, als deren Dörfer für Ausländer erst sehr begrenzt zugänglich waren. Eines seiner fotografischen Dokumente von dieser Reise hatte es mir besonders angetan. Und so wird die Fotografie eines kleinen Mädchens mit blauen Augen und hellen Haaren, zum Antrieb für die Entdeckungsreise einer kleinen "arischen" Minderheit im Schatten des mächtigen Himalaya Gebirges. Zwei weitere Reisen folgen im Frühjahr 2010 und im Sommer 2011.
Im Film "Der Pfeil am Indus - Meine Reise zum Volk der buddhistischen Darden" mache ich mich mit der Kamera auf die Suche des kleinen Mädchens und reise mit einem zwei Mann Team in die Ladakhische Stadt Leh, auf 3500 Metern über Meer. Der Film zeigt meine Suche nach dem Mädchen namens Angmo und führt uns dem Indus entlang hinein ins tiefe und ursprüngliche Ladakh. Wir lernen das Dorf von Angmo und ihrer Familie kennen, das durch jahrhundertealte Bewässerungstechnik wie eine Oase in der sonst eher kargen Wüstenlandschaft trohnt.Wo zu Zeiten des Besuchs von Mariotti eine von der Aussenwelt weitgehend autarke Bevölkerungsgruppe mit indoeuropäischen Wurzeln lebte, befindet sich heute eine Gesellschaft im Wandel. Die seit Jahrzehnten angespannte Situation mit dem Nachbarland Pakistan führte zu einer massiven Militarisierung der Region und zum Ausbau des Strassennetzes. Der Zugang zum Siedlungsgebiet der buddhistischen Darden ist zwar heute noch teilweise reglementiert, aber durch die Omnipräsenz des indischen Militärs kommen die dardischen Dörfer schnell mit vielen Aspekten der Moderne in Berührung. Auch der Tourismus nimmt seit einigen Jahren zu und wo früher Tauschhandel und Subsistenzwirtschaft herrschten, gibt es heute von der Regierung subventionierte Lebensmittel, und Geld nimmt eine zunehmend zentrale Rolle ein.
Im Film erkunden wir die Welt der Brogpa, wie Angmos Volk von den restlichen Bewohnern Ladakhs auch genannt wird, und können ein Stück weit beobachten, wie langsam die moderne Welt in der einfachen Dorfgemeinschaft Einzug hält. Gerade die weiteren zwei Reisen, die drei und vier Jahre später erfolgen, ermöglichen es dem Filmteam kleine Veränderungen zu entdecken. Die Männer verlassen das Dorf, um monetär entlohnten Beschäftigungen nachzugehen, Familienstrukturen, die Jahrhunderte überdauerten, werden langsam aufgebrochen. Wo früher normalerweise vier bis fünf Generationen unter einem Dach lebten, bauen die Jungen sich plötzlich ihre eigenen Häuser. In einer chronologischen Erzählung widmet sich der Film jeweils unterschiedlichen Themen von der mythischen Herkunft der Darden über die Bewässerungskultur ihrer reichen Felder bis zu einem Einblick in den seit Jahrzehnten schwelenden Konflikt in der Region und dessen Einfluss auf die Entwicklung der lokalen Bevölkerung.